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Bakterien finden sich auch in der Scheide. Das ist ganz normal und sogar wichtig. Problematisch kann es erst werden, wenn gute Milchsäurebakterien verdrängt werden. Dann kann eine bakterielle Vaginose entstehen. Was genau das ist, wie sie sich bemerkbar macht und was man dagegen tun kann, erklären wir hier.
Bei der bakteriellen Vaginose ist die normale Zusammensetzung der Scheidenflora gestört, und es finden sich vermehrt solche Bakterien im Mikrobiom der Vagina, die dort sonst nur vereinzelt vorkommen. Die bakterielle Vaginose ist keine klassische Infektion, sondern vielmehr eine mikrobiologische Störung. Dennoch wird sie oft als Scheideninfektion bezeichnet und ist dann sogar die häufigste Infektionsform bei geschlechtsreifen Frauen – zwischen 5 und 30 Prozent der Frauen im gebärfähigen Alter sind betroffen.¹,²
Nur etwa die Hälfte der betroffenen Frauen hat Beschwerden, sodass eine bakterielle Vaginose oftmals unbemerkt bleibt. Wenn Symptome auftreten, dann ist ein vermehrter und fischig riechender Scheidenausfluss meist das prominenteste Krankheitszeichen. Viele Patientinnen fühlen sich dadurch in ihrem Wohlbefinden jedoch nicht beeinträchtigt. Durch den Ausfluss aus der Scheide kann es auch zu Hautirritationen, Juckreiz und Brennen im Bereich der Vulva kommen.¹,³
Die Ursache einer bakteriellen Vaginose liegt in einem mikrobiologischen Ungleichgewicht zwischen verschiedenen Bakterien der Scheidenflora. Geraten milchsäureproduzierende Laktobazillen in die Unterzahl, so ändert sich auch der Säuregrad, also pH-Wert, der Vagina, und das Scheidenmilieu ist weniger sauer. Gleichzeitig vermehren sich andere Bakterien des normalen vaginalen Mikrobioms um das 100- bis 1000-fache. Besonders das Bakterium Gardnerella vaginalis wird mit dem Auftreten einer bakteriellen Vaginose in Verbindung gebracht. Aber auch solche Bakterien, die sonst überhaupt nicht im natürlichen Mikrobiom der Scheide vorkommen, beispielsweise sexuell übertragbare Krankheitserreger wie Chlamydien oder Gonokokken, können sich auf Basis einer bakteriellen Vaginose leichter ausbreiten. Insgesamt wird so die Entstehung von Infektionen der inneren Geschlechtsteile – Gebärmutter, Eileiter und Eierstöcke – begünstigt.¹,²,³,⁴
Gute Bakterien, schlechte Bakterien: Die Vaginalflora, das sogenannte vaginale Mikrobiom, besteht natürlicherweise aus einer Vielzahl von Bakterien. Insbesondere Milchsäurebakterien der Spezies Lactobacillus sorgen für einen sauren pH-Wert der Vagina. Unter dem Einfluss der weiblichen Geschlechtshormone wird in den Schleimhautzellen der Scheide Glykogen gebildet, das die Laktobazillen in Milchsäure umwandeln. Ein saures Scheidenmilieu schützt wiederum vor der Vermehrung schädlicher Bakterien und Krankheitserreger.²,³
Bestimmte Umstände und Verhaltensweisen führen dazu, dass die Anzahl der Milchsäurebakterien im vaginalen Mikrobiom abnimmt, sich der Säuregrad des Scheidenmilieus ungünstig verändert und sich andere Bakterien der Scheidenflora vermehren:³,⁴,⁵
Bei der gynäkologischen Untersuchung können Frauenärzt*innen durch einen Abstrich eine Probe der Scheidenflüssigkeit entnehmen und dieses Sekret dann weiter analysieren:¹,²,³
Gut zu wissen – die Gram-Methode: Die sogenannte Gram-Färbung wird durchgeführt, um Bakterien für mikroskopische Untersuchungen einzufärben. Dabei ist der Aufbau der bakteriellen Zellwand entscheidend für das Färbeverhalten und hilft, zwei große Arten von Bakterien zu unterscheiden: Grampositive Bakterien wie die Laktobazillen haben eine dicke Zellwand und färben sich dunkelblau, gramnegative Bakterien wie Gardnerellen, Gonokokken oder Chlamydien besitzen eine dünnere Zellwand mit anderem Aufbau und nehmen eine rote Farbe an.⁴,⁵
Die Behandlung einer bakteriellen Vaginose sollte stets nach medizinischer Vorgabe und unter ärztlicher Kontrolle erfolgen. Bei Nachweis einer bakteriellen Vaginose wird normalerweise eine antibiotische Behandlung eingeleitet. Antibiotika können entweder als Tablette eingenommen, als Scheidenzäpfchen in die Scheide eingeführt oder als Vaginalcreme auf die Scheidenschleimhaut aufgetragen werden. Der bakterielle Biofilm lässt sich durch die antibiotische Therapie allein bislang jedoch nicht vollständig beseitigen. Hier scheint der Einsatz von Probiotika oder Antazida richtungsweisend: Probiotika enthalten „gute“ Milchsäurebakterien der Spezies Lactobacillus; Antazida sind Medikamente, die den Säuregrad der Vagina beeinflussen.¹,²,³
Eine Mitbehandlung der Sexualpartner*innen von Frauen mit einer bakteriellen Vaginose kann sinnvoll sein. Das Vorgehen im Einzelfall sollte ärztlich geprüft und ausführlich mit den Betroffenen besprochen werden.¹
Tückischer Biofilm: Bei Frauen mit bakterieller Vaginose findet sich mehrheitlich ein sogenannter bakterieller Biofilm – ein dichter und fest anhaftender „Bakterien-Teppich“ aus vornehmlich Gardnerellen, der die Scheide bedeckt. Insbesondere beim ungeschützten Geschlechtsverkehr kann dieser klebrige Biofilm auch auf die Geschlechtspartner*innen übertragen und später wieder zurückübertragen werden. Aufgrund dieses Wechselspiels kann die bakterielle Vaginose oft wiederkehren oder gar chronisch werden. Eine Mitbehandlung der Partner*innen kann also hilfreich sein.¹,²,³,⁴
Das Befolgen einiger Vorsichtsmaßnahmen kann dazu beitragen, einer bakteriellen Vaginose vorzubeugen:²,⁶,⁷
Sonderfall Schwangerschaft: Bei schwangeren Frauen kann die bakterielle Vaginose ein besonderes Risiko darstellen: Eine von der Vagina aufsteigende Infektion kann einen vorzeitigen Blasensprung, vorzeitige Wehen und eine Frühgeburt oder gar Fehlgeburt zur Folge haben. Auch kann eine Infektion der Fruchtblase zu einer Schädigung des ungeborenen Kindes führen. Bei Schwangeren empfiehlt sich daher auch bei beschwerdefreien Frauen grundsätzlich ein frauenärztliches Screening auf das Vorliegen einer bakteriellen Vaginose und, wenn nötig, die entsprechende Behandlung.¹,²
Bitte beachte: Die Inhalte dieses Artikels sollen dir allgemeine Informationen und Hintergrundwissen vermitteln und erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Die Anregungen und Tipps ersetzen keine fachliche Beratung durch eine*n Ärzt*in oder Apotheker*in.
Literaturangaben