KÖRPER
Blähungen: Woher kommen sie?
Blähungen können unangenehm für die Betroffenen sein. Doch meistens stecken harmlose Ursachen dahinter. Was du dagegen tun kannst, erfährst du hier.
DARM & VERDAUUNG
Gerade bei Stress treten bei vielen Menschen vermehrt Verdauungsstörungen auf. Auch manche Lebensmittel führen dazu, dass es zu Blähungen, Bauchschmerzen und Durchfall kommt. Dahinter könnte ein Reizdarmsyndrom stecken. Wie ein Reizdarm entsteht und was du dagegen unternehmen kannst, erfährst du hier.
Als Reizdarm wird eine sehr häufig auftretende funktionelle Störung des Magen-Darm-Trakts bezeichnet. Bei Betroffenen treten regelmäßig Beschwerden wie Blähungen, Durchfall oder Bauchschmerzen auf. Ausgelöst werden die Symptome durch verschiedene Ursachen. Relativ häufig ist Stress der Trigger, doch auch bestimmte Nahrungsmittel führen mitunter zu Reizdarmbeschwerden.¹
Die genaue Entstehung eines Reizdarms ist noch nicht vollumfänglich entschlüsselt, jedoch mehren sich die Hinweise darauf, dass es sich um eine Störung in der Kommunikation zwischen Gehirn und Darm, auch als Darm-Hirn-Achse bezeichnet, handelt. Durch eine Reihe von Medikamenten, eine Ernährungsumstellung sowie bei Bedarf psychologischer Unterstützung kann das Syndrom oft gelindert werden. Häufig bleibt die Neigung zum Reizdarm jedoch ein Leben lang bestehen.¹
Zu den häufigsten Symptomen eines Reizdarms gehören²:
Mitunter treten zusätzlich diese allgemeinen Beschwerden auf²:
Oft tritt das Reizdarmsyndrom in unterschiedlicher Ausprägung auf. Daher unterscheiden Mediziner*innen diese Untertypen³:
Generell zeigen sich die Reizdarm-Beschwerden in bestimmten Situationen unregelmäßig und mitunter schubartig. Stress gilt dabei als besonders wichtiger Trigger.
Grundsätzlich kann jeder Mensch einen Reizdarm entwickeln. In Deutschland sind je nach Quelle zwischen 15 und 22 Prozent der Bevölkerung betroffen.³
Die genauen Ursachen sind noch nicht umfassend geklärt, Ärzt*innen gehen aktuell davon aus, dass mehrere Faktoren zusammenkommen müssen, um einen Reizdarm hervorzurufen. Die Krankheitsentstehung wird auf folgende Faktoren im Darm zurückgeführt:⁴
Gefördert werden die Beschwerden zudem durch
Frauen entwickeln rund doppelt so häufig einen Reizdarm wie Männer⁵. Auch wenn der genaue Grund hierfür unklar ist, vermuten Ärzt*innen, die psychische Doppelbelastung durch Familie und Beruf eine häufige Ursache sein könnte. Auch gibt es Hinweise darauf, dass das Reizdarmsyndrom vererbt werden kann⁶.
Ob Prüfungsphase oder beruflicher Stress: Viele Menschen verzeichnen gerade in solchen Phasen vermehrt Verdauungsbeschwerden. Ein Zusammenhang zwischen der Psyche und dem Reizdarmsyndrom gilt als gesichert. Das liegt an der engen Verbindung zwischen Darm und Gehirn, der Darm-Hirn-Achse; zudem befinden sich im Darm mit rund 100 Millionen Nervenzellen ähnlich viele Nervenzellen wie im Rückenmark⁷.
Psyche und Reizdarm hängen so eng zusammen, dass sich daraus folgende Situation ergibt: Stress und psychische Probleme können ein Reizdarmsyndrom auslösen bzw. verstärken. Gleichzeitig wirken sich die Reizdarm-Symptome ihrerseits ungünstig auf die seelische Gesundheit und die Lebensqualität aus. Etwa 50 bis 90 Prozent der Reizdarm-Patienten*innen leiden auch unter psychiatrischen Erkrankungen; am häufigsten Angststörungen und Depressionen.⁸
Für die Diagnose des Reizdarms müssen einerseits andere Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes ausgeschlossen werden. Andererseits sollten bestimmte Kriterien erfüllt sein, damit die Diagnose Reizdarmsyndrom gesichert ist. Des Weiteren führt der*die Ärzt*in eine Reihe körperlicher Untersuchungen durch.
Um die Diagnose Reizdarm stellen zu können, müssen die sogenannten Rom-IV-Kriterien erfüllt sein⁹:
Zum Nachweis des Reizdarmsyndroms und dem Ausschluss anderer Erkrankungen dienen diese körperlichen Untersuchungen, die allerdings nicht immer alle notwendig sind:
So vielseitig die Ursachen eines Reizdarms sind, so umfassend gestalten sich auch die Therapiemöglichkeiten. Hierzu sei angemerkt, dass rund 50 Prozent der Patienten*innen wissenschaftlichen Angaben zufolge ihre Beschwerden gar nicht behandeln lassen. Bei etwa ebenso vielen Betroffenen verschwinden die Symptome im Laufe der Zeit, bei den anderen Patienten*innen bleiben sie über Jahre oder sogar Jahrzehnte bestehen.²
Es gibt eine Reihe an rezeptfreien Wirkstoffen gegen Durchfall, welche die Darmpassage verlangsamen und dem Stuhl Wasser entziehen. Sie wirken zuverlässig, sind aber keinesfalls zur Dauerbehandlung geeignet. Bei lange anhaltendem Durchfall sollte immer ein*e Ärzt*in aufgesucht werden.²
Bestimmte Abführmittel können zur Behandlung von Verstopfungen geeignet sein. Sie beschleunigen die Darmbewegung, verbessern die Passage des Nahrungsbreis durch den Dünndarm und lindern die Überempfindlichkeit des Magen-Darm-Traktes. Dadurch können Verstopfungen gelindert werden, wenngleich auch diese Medikamente nicht zum Langzeitgebrauch geeignet sind.²
Ein Reizdarmsyndrom ist mitunter Folge einer gestörten Darmflora. Durch den gezielten Einsatz von Probiotika, also Präparaten mit lebenden Darmbakterien, lassen sich die Beschwerden oft lindern, was einerseits auf einem Wiederaufbau der natürlichen Darmflora und ande rerseits auf einer Verbesserung der Barrierefunktion des Darms beruht.¹⁰
Lassen sich die Darmbeschwerden mit einer psychischen Ursache in Verbindung bringen, kann eine begleitende Psychotherapie sinnvoll sein. In diesem Zusammenhang können auch Psychopharmaka unterstützend wirken. Hier sollte unbedingt ärztlicher Rat eingeholt werden.²,¹¹
Treten die Beschwerden vor allem in Angst- und Stresssituationen auf, kann es lohnend sein, regelmäßig auf Entspannungsübungen zu setzen². Gut geeignet sind z. B.:
Neben verschiedenen Hausmitteln gibt es eine Vielzahl an rezeptfreien Medikamenten gegen Blähungen. Sie wirken entschäumend und verschaffen so häufig Erleichterung. Gegen Krämpfe können Schmerzmittel oder krampflösende Mittel helfen.
Wer den Verdacht auf ein Reizdarmsyndrom hat, sollte nicht zögern und eine*n Ärzt*in aufsuchen. Mit der richtigen Behandlung lässt sich in der Regel eine rasche Verbesserung erzielen. Diese Alltagstipps können helfen¹²:
Da die Beschwerden variieren, unterscheiden sich auch die Ernährungstipps. Generell kann es beim Reizdarm aber helfen, diese Ratschläge zu beherzigen:
Das Reizdarmsyndrom ist in der Regel nicht gefährlich und viele Betroffene zeigen nur milde, vorübergehende Symptome. Ein Gang zum*zur Ärzt*in hilft, um eine entsprechende Behandlung einzuleiten, mit der sich ein Reizdarm zwar nicht immer vollständig beseitigen, aber zumeist deutlich lindern lässt.
Bitte beachte: Die Inhalte dieses Artikels sollen dir allgemeine Informationen und Hintergrundwissen vermitteln und erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Die Anregungen und Tipps ersetzen keine fachliche Beratung durch eine*n Ärzt*in oder Apotheker*in.
Literaturangaben