In den allermeisten Fällen ist ein Insektenstich nicht schlimm. Bei einer Insektengiftallergie kann er jedoch heftige Reaktionen hervorrufen. Erfahre hier, warum es wichtig ist, sich zu schützen, und was bei einem anaphylaktischen Schock zu tun ist.
Allergie
In den allermeisten Fällen ist ein Insektenstich nicht schlimm. Bei einer Insektengiftallergie kann er jedoch heftige Reaktionen hervorrufen. Erfahre hier, warum es wichtig ist, sich zu schützen, und was bei einem anaphylaktischen Schock zu tun ist.
Zum Sommer gehören Insekten einfach dazu – und der ein oder andere Stich auch. Meist ist das nicht schlimm, da ein Stich in der Regel nur mit Symptomen wie Juckreiz und einer Rötung und/oder Schwellung einhergeht. Bei einer Insektengiftallergie kann er jedoch heftige Reaktionen hervorrufen, die in seltenen Fällen auch lebensbedrohlich werden können.
Das liegt an einer zu heftigen Antwort unseres Immunsystems gegen bestimmte Eiweißbestandteile (Proteine) des Insektengifts. Warum manche Menschen allergisch reagieren und andere nicht, ist nicht genau bekannt. Eine Allergie entwickelt sich oft über einen langen Zeitraum: Man kann jahrelang immer wieder gestochen werden, ohne spezielle Reaktionen zu zeigen. Der Körper entwickelt jedoch im Laufe der Zeit eine vermehrte Anfälligkeit (Sensibilisierung) gegenüber einem Gift und reagiert plötzlich allergisch. Insektengiftallergien, die nicht nur die Einstichstelle betreffen (systemische Reaktionen) treten in Europa bei 0,3 bis 7,5 % der Bevölkerung auf, abhängig von der Region und dem Beruf. Da das Risiko mit der Häufigkeit von Stichen steigt, sind zum Beispiel Imker*innen oder Verkäufer*innen in Bäckereien oder an Obstständen häufiger betroffen. In Deutschland rechnet man mit einer Verbreitung zwischen 0,8 bis 5 % bei den systemischen Reaktionen.¹
Am häufigsten sind Bienen- und Wespenstiche, wobei ein Bienenstich oft die heftigeren Symptome verursacht. Möglich sind auch allergische Reaktionen auf Hummel- (meist bei Bienengiftallergie) und Hornissenstiche (meist bei Menschen mit Wespengiftallergie), diese sind aber seltener. Mücken-, Bremsen- oder Ameisengifte können zwar auch ziemlich unangenehm sein, es werden durch sie aber kaum allergische Reaktionen (außer an der Biss- oder Einstichstelle) ausgelöst.
Folgende Symptome können bei einer Insektengiftallergie auftreten und unterscheiden sich deutlich von der – meist harmlosen – Reaktion auf einen Insektenstich:
Der Schweregrad kann sehr unterschiedlich sein.
Wenn sich die Symptome in kürzester Zeit verschlechtern, muss sofort gehandelt und ein*e Ärzt*in gerufen werden. Vor allem bei Schwellungen in der Hals- und Rachenregion besteht Erstickungsgefahr.
In der Regel ist ein Insektenstich für die Betroffenen lästig, manchmal auch schmerzhaft, aber ungefährlich. Die Einstichstelle schwillt an, rötet sich und juckt, aber diese Symptome klingen meist innerhalb von 24 Stunden ab. Ganz anders sieht das aus, wenn der*die Gestochene allergisch auf das von den Insekten injizierte Gift reagiert. Dann können sowohl das Kreislaufsystem als auch die Atemwege betroffen sein und das kann ohne zügige Behandlung lebensbedrohlich werden.
Die beste Vorbeugung besteht darin, den Stechinsekten aus dem Weg zu gehen. Bienen und vor allem Wespen werden durch Essensreste angezogen, daher möglichst nicht im Freien essen. Wespen halten sich auch gerne in der Nähe von Mülltonnen auf. Ein Risiko stellen auch offene Getränke dar, da Wespen und Bienen in offene Flaschen oder Dosen hereinfallen können und dann unbemerkt in den Mund gelangen. Offene Gläser sollten abgedeckt werden; auch die Verwendung eines Strohhalms ist hilfreich. Auch von manchen Parfums werden Insekten angezogen.
Vorsicht bei schwül-heißem Wetter, denn Insekten sind dann besonders aggressiv. Möglichst nicht barfuß durch Gras laufen, Bienen halten sich gerne im Klee auf. Wenn die Insekten schon da sind gilt: Ruhe bewahren und nicht um sich schlagen und vor allem den Kopf schützen.²
Für eine schnelle und wirksame Behandlung ist es wichtig zu wissen, von welchem Insekt der*die Betroffene gestochen wurde. Wird ein Mensch gestochen, sollte der*die Helfer*in schnellstmöglich folgende Maßnahmen ergreifen:
Ein anaphylaktischer (allergischer) Schock ist glücklicherweise selten, aber es ist die gefährlichste allergische Reaktion. Der Körper reagiert sehr stark auf bestimmte Substanzen (Allergene), die normalerweise ungefährlich sind. Es können verschiedene Organsysteme wie z. B. Haut, Atemwege, Magen-Darmtrakt und Herzkreislaufsystem gleichzeitig betroffen sein. Der allergische Schock tritt sehr plötzlich auf und es besteht Lebensgefahr, da gleichzeitig mehrere der genannten Organsysteme zusammenbrechen können. Ein allergischer Schock ist ein Notfall und muss sofort ärztlich behandelt werden.
Typisch für einen anaphylaktischen Schock ist das schnelle Einsetzen der Symptome nach dem Insektenstich. Diese treten bereits etwa 10 bis 15 Minuten später auf. Folgende Symptome können Anzeichen für einen allergischen Schock sein³:
Bei Anzeichen auf einen anaphylaktischen Schock sollte immer umgehend ärztliche Hilfe (112) angefordert werden! Hast du eine diagnostizierte Allergie, dann solltest du in den entsprechenden Monaten deinen Allergiepass immer dabei haben. Der*die Arzt*in kann dann ohne Zeitverzug gezielte Maßnahmen einleiten.
Wenn bereits eine schwere Allergie bekannt ist, kann der*die Ärzt*in ein Rezept für ein Allergie-Notfallset ausstellen. Darin sind Medikamente enthalten, die allergische Reaktionen im Falle eines Bienen- oder Wespenstichs lindern und den Kreislauf stabilisieren. Damit steht schnelle und wirksame Hilfe sofort zur Verfügung. Insektengiftallergiker*innen sollten sich daher mit den im Notfall-Set enthaltenen Medikamenten vertraut machen und das Set immer bei sich haben.
Folgende Medikamente sind enthalten:
Dieses Erste-Hilfe-Set wird immer dann verordnet, wenn es nach einem Insektenstich schon einmal zu einer allergischen Allgemein-Reaktion gekommen ist.
Der Autoinjektor (Fertigspritze) kann zur Notfallbehandlung von schweren allergischen Reaktionen eingesetzt werden, wie sie von Allergenen wie Insektenstichen oder -bissen hervorgerufen werden. Die Injektionslösung (Adrenalin), die sich in einer solcher Spritze befindet, wird nach einer entsprechenden Diagnose von dem*der behandelnden Ärzt*in verschrieben. Das Mittel wird dann bei Bedarf selbst oder von einem*einer Helfer*in einen größeren Muskel gespritzt, bevorzugt in den Oberschenkel. Es wirkt auf das Herz-Kreislauf-System und auf die Atemwege (Lunge), vermindert Schwellungen und stimuliert den Herzschlag.
Dein*e Ärzt*in wird dir genau erklären, was du bei der Anwendung eines Autoinjektors beachten solltest und ob es Risiken oder spezielle Vorsichtsmaßnahmen zu beachten gibt.
Wenn es ganz schnell gehen muss, kann sogar durch die Kleidung gespritzt werden. Die Adrenalin-Fertigspritze ist das wichtigste Medikament im Notfall-Set, da sie am schnellsten wirkt. Die Notfallbehandlung mit einem Autoinjektor ersetzt trotzdem nicht die ärztliche Behandlung.
Wer sich einer Gefährdung bewusst ist, kann sich wirksamer schützen. Ein Allergietest kann hier helfen. Bei einem*einer Allergolog*in kann ein Test auf Insektengift durchgeführt werden, wenn ein konkreter Verdacht auf eine Insektengiftallergie besteht. Es ist ratsam, einen Test durchführen zu lassen, wenn die Symptome nach einem Insektenstich über eine örtliche Hautreaktion hinausgehen oder diese ungewöhnlich stark ausfällt. Warnhinweise sind zum Beispiel Quaddeln und Juckreiz am ganzen Körper sowie Kreislaufprobleme, Übelkeit und Schwindel.
Eine Diagnose kann durch einen Haut- oder Bluttest ermittelt werden. Über die im Einzelfall geeignte Diagnoseart entscheiden die behandelnden Ärzte*innen.
Auf lange Sicht kann eine Hyposensibilisierung bei einer Insektengiftallergie helfen. Dabei wird der*die Patient*in unter kontrollierten Bedingungen langsam an das Insektengift gewöhnt und kann so einen körpereigenen Schutz aufbauen. Diese Form der vorbeugenden Behandlung kann bereits im frühen Kindesalter (ab einem Alter von 2 Jahren) durchgeführt werden. Nachteilig ist der hohe Zeitaufwand und die lange Dauer einer Hyposensibilisierung, die viel Geduld erfordert: In den ersten Wochen wird das Allergen meist einmal wöchentlich gespritzt, danach alle 4 bis 8 Wochen. Erst nach 3 bis 5 Jahren ist die Behandlung komplett abgeschlossen. Dann sind jedoch etwa 90 % aller Betroffenen vor einer anaphylaktischen Reaktion durch einen Insektenstich geschützt.² Ob eine Hyposensibilisierung in Betracht kommt, kann mit dem*der Ärzt*in besprochen werden.
Bitte beachte: Die Inhalte dieses Artikels sollen dir allgemeine Informationen und Hintergrundwissen vermitteln und erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Die Anregungen und Tipps ersetzen keine fachliche Beratung durch eine*n Ärzt*in oder Apotheker*in.
Literaturangaben: