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Mund- & Zahnpflege
Wie entstehen die gefürchteten Karieslöcher im Zahn? Gibt es Möglichkeiten der Vorbeugung? Und was passiert, wenn man Karies ignoriert? Dieser Artikel klärt die wichtigsten Fragen über die Erkrankung, von der es übrigens mehrere Unterarten gibt. Kennst du beispielsweise schon die Nuckelflaschenkaries?
Karies ist eine Erkrankung der Zähne, die durch ein Zusammenspiel von Bakterien, mangelnder Mundhygiene und einer stark zuckerhaltigen Ernährung entstehen kann. Bei der Verstoffwechselung von Nahrungsresten durch die im Mund befindlichen Bakterien entsteht Säure, die den Zahn angreift und für die gefürchteten Löcher im Zahn sorgt. Bei Karies löst der bakterien-, zucker- und säurehaltige Zahnbelag immer mehr Substanz aus dem Zahn heraus, was Zahnärzt*innen als Demineralisierung bezeichnen. Verläuft dies schneller als der Neuaufbau des Zahnes, entstehen Löcher in der Zahnsubstanz. Symptome verspürt der*die Betroffene erst, wenn die Erkrankung bis ins Innere des Zahns an den Nerv vorgedrungen ist. Spätestens dann sollte ein*e Zahnärzt*in aufgesucht werden. Andernfalls schreitet die Karies fort und es kann sogar zum Zahnverlust kommen.¹
Zahnärzt*innen unterscheiden mehrere Unterarten von Karies. Dabei kommen verschiedene Unterscheidungskriterien zur Anwendung. Unterteilt wird die Krankheit beispielsweise je nach Erkrankungsstadium oder Ort des Auftretens. Zudem gibt es die Sonderform „Nuckelflaschenkaries”, die, wie der Name bereits erahnen lässt, bei Babys und Kleinkindern auftritt.
Als Sekundärkaries, Kariesrezidiv oder Caries sicca bezeichnen Zahnärzt*innen das erneute Auftreten von Karies an einer bereits behandelten Stelle.
Die Nuckelflaschenkaries (Nursing-Bottle-Syndrom) entsteht bei Babys und Kleinkindern durch dauerndes Nuckeln an einer Flasche mit zuckerhaltigen Getränken wie gesüßten Tees oder Fruchtsäften. Die permanente „Flutung” der Zähne führt relativ häufig zur Entstehung von Karies an den oberen Schneidezähnen, da diese beim Saugen besonders stark den zucker- und säurehaltigen Getränken ausgesetzt sind. Auch Milch und häufiges Stillen kann Nuckelflaschenkaries begünstigen³.
Die Beschwerden unterscheiden sich je nach Krankheitsstadium der Karies. Symptome sind typischerweise²:
Obwohl sich die Möglichkeiten der Zahnmedizin in den vergangenen Jahrzehnten erheblich verbessert haben, ist Karies weiterhin die häufigste Zahnerkrankung überhaupt⁴. Rund 98 Prozent der europäischen Bevölkerung ist an Karies erkrankt. Damit handelt es sich zudem um die mit Abstand häufigste Infektionskrankheit in den Industrieländern². Auch bei Kindern tritt Karies häufig auf. Demnach sind Kinder mit Milchzähnen wie folgt von Karies betroffen⁵:
Weitgehend unbekannt ist bisher die Häufigkeit von Nuckelflaschenkaries. Hierzu liegen keine belastbaren epidemiologischen Daten vor⁶.
Grundsätzlich handelt es sich bei Karies um eine Infektionskrankheit, die auch übertragen werden kann. Im Alltag spielt die Übertragung allerdings eine eher untergeordnete Rolle. Das liegt auch daran, dass Karies nicht durch den Befall von exogenen (von außen kommenden) Krankheitserregern verursacht wird, mit denen sich der Mensch ansteckt, wie dies beispielsweise bei der Grippe der Fall ist.
Vielmehr wird Karies durch Bakterien ausgelöst, die sich auch in einer gesunden Mundhöhle befinden. Die alleinige Übertragung der Mikroorganismen führt somit meist nicht zur Erkrankung⁷. Vielmehr müssen bestimmte Bedingungen vorliegen, damit eine Karies ausbricht. Deswegen ist eine Übertragung von Mund zu Mund so selten, dass neuere Studien empfehlen, Karies als nicht-übertragbare Erkrankung zu verstehen⁸. Vereinzelt wird in der Fachliteratur über Fälle einer Ansteckung zwischen Eltern und Kind berichtet, häufig über den gemeinsamen Kontakt zu Schnuller oder Löffel⁹.
Schon früh lernen die meisten Kinder, dass Zucker zu Löchern in den Zähnen führen kann. So lapidar diese Formulierung auch klingt, sie beschreibt den Sachverhalt durchaus zutreffend, wobei Zucker alleine noch kein Problem für die Zahngesundheit darstellen würde.
Die Ursache für Karies ist ein Ungleichgewicht aus Demineralisierung (Abbau der Zahnsubstanz) und Remineralisierung (Aufbau der Zahnsubstanz). In der menschlichen Mundhöhle leben unzählige Bakterien, die zur normalen Mundflora gehören und erst einmal keine Erkrankung hervorrufen. Auch ist ein gewisser Zahnbelag (Biofilm), bestehend aus Bakterien, Speichel und minimalen Speiseresten, normal.¹⁰
Einige Bakterien verarbeiten kohlenhydrathaltige Speisereste, allen voran Zucker. Durch die Verstoffwechselung entsteht Säure und der pH-Wert auf der Zahnoberfläche sinkt. Verschiebt sich das Gleichgewicht beispielsweise durch reichhaltigen Zuckerkonsum immer mehr in Richtung Säure, greift diese zunehmend den Zahnschmelz an, indem Mineralien herausgelöst werden. Übersteigt dieser Vorgang die Regeneration der Zahnsubstanz, bilden sich Löcher und die Zahnerkrankung schreitet fort. Vereinfacht gesagt: Der Zahn wird schneller zerstört, als dass er sich wieder “reparieren” könnte.¹¹
Durch diese Risikofaktoren steigt das Risiko der Entstehung von Karies¹²:
Karies sollte immer durch eine*n Zahnärzt*in behandelt werden, andernfalls breitet sich die Erkrankung immer weiter aus. Das Infektionsgeschehen greift zunächst auf den gesamten Zahn über und kann dabei das Zahnmark schädigen. Dies kann nicht nur starke Schmerzen sowie Schwellungen („dicke Backe“) verursachen, sondern auch eine Zahnmark-Entzündung (Pulpitis). Im ungünstigsten Fall werden die Bakterien über die Blutbahn in den gesamten Körper geschwemmt, wo sie verschiedene weitere Erkrankungen begünstigen können¹³.
Zucker allein löst zwar keine Karies aus, verstärkt aber die Aktivität säurebildender Bakterien. Es stimmt also, dass der erhöhte Konsum zuckerhaltiger Speisen das Risiko für Karies steigern kann, insbesondere im Zusammenhang mit einer mangelnden Mundhygiene¹⁴.
Zu Beginn der Diagnostik untersucht der*die Zahnärzt*in das Gebiss und spürt mit Hilfsmitteln wie Spiegeln, Sonden und einer Lichtquelle die von Karies befallenen Stellen auf. Gerade wenn der Kariesherd zwischen den Zähnen oder unter einer Füllung/Krone liegt, kann sich der*die Zahnmediziner*in aber nicht immer ein umfassendes Bild des Befalls machen. In diesem Fall folgt eine Röntgen-Untersuchung. Damit können Ausbreitung und genaue Lokalisierung von Karies festgestellt werden.
Die Behandlung von Karies richtet sich nach dem Erkrankungsstadium. Im Anfangsstadium (Initialkaries) kann die Erkrankung noch mit einer verstärkten Mundhygiene sowie einer Fluoridgabe zum Stillstand gebracht werden. Fluorid stärkt die Remineralisierung der Zähne und kann durch den*die Zahnärzt*in in der Praxis und zusätzlich durch spezielle fluoridhaltige Zahnpasta/Gele auf getragen werden. Sind bereits Löcher im Zahn vorhanden, wird das befallene Gewebe durch Ausbohren entfernt und die offene Stelle anschließend gefüllt.
Bei starker Beschädigung des Zahnes empfiehlt der*die Zahnärzt*in eine (Teil-)Krone. Sollte der gesamte Zahn nicht erhalten werden können, wird er gezogen und durch eine Brücke oder ein Implantat ersetzt. Eine Wurzelkanalbehandlung ist häufig notwendig, wenn die Nerven in Mitleidenschaft gezogen wurden.
Eine wirksame Kariesprophylaxe besteht aus einer ganzen Reihe von Maßnahmen¹⁶:
Mit diesem Bündel an Maßnahmen kann es gelingen, Karies und damit lästige Zahnschmerzen wirkungsvoll zu vermeiden.
Bitte beachte: Die Inhalte dieses Artikels sollen dir allgemeine Informationen und Hintergrundwissen vermitteln und erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Die Anregungen und Tipps ersetzen keine fachliche Beratung durch eine*n Ärzt*in oder Apotheker*in.
Literaturangaben